Fixpunkt der Meditation, 1988
Entstanden bei dem 2. Bildhauertreffen
der Stadt Troisdorf
4 Teile aus Beton
150 cm x 150 cm x 220 cm
 
     
Der Gedanke an die Menhire von Stonehenge ist nur schwer zu unterdrücken. Auch die zwei Meter hohen Monolithen und zwei eiförmige Kugeln, die Gabriella Fekete, 1944 in Budapest geboren, für Troisdorf geschaffen hat, erreichen jenseits der musealen Sphäre die Endgültigkeit von Kultgegenständen, sind "geboren als archaische Typen" , wie es in einem Ausstellungskatalog heißt, "doch für die Gegenwart als Fix- und Haltepunkt" gedacht – als geheimnisvolles Orakel mitten im Stadtgetriebe, als Anlass der Meditation.

Vor allem aber stellt die Skulptur, die aus vier Elementen eine Raumsituation beschreibt, den vorläufigen Endpunkt einer künstlerischen Entwicklung dar, die konsequent den Weg zurück zu den Urformen verfolgt. Anfangs waren in Gabriella Feketes Arbeiten noch Anleihen an Wilhelm Lehmbruck, Ernst Barlach oder Gerhard Marcks zu erkennen, doch immer mehr reduzierte sie ihre Formensprache. Der Mensch geriet zum Torso, wurde zum Sarkophag, zur Mumie und schließlich in den Troisdorfer Stelen zum Grabmal, aber auch zur völligen Reduzierung der Figur, die durch einen weitgehenden Verzicht auf eine Oberflächengestaltung jede Stofflichkeit überwindet und ein inneres Leuchten ausstrahlt.

Feketes frühere Arbeiten, zum Beispiel die Monumentalskulptur "Zeittafel" , entstanden anlässlich der Verleihung des "Wilhelm-Lehmbruck-Stipendiums" 1976, die den Menschen als Nummer thematisiert, hatte noch eine konkret zu entziffernde Aussage, war mithin illustrativ. Anders schon Gabriella Feketes Animationsskulptur, die bestehend aus 13 Teilen wiederum monumentale Ausmaße annimmt und auf einem Schulhof ebenfalls in Duisburg mit abstrahierten Buchstaben die Schüler behutsam an die Kunst heranführt und nebenbei den Begriff Bildhauerei zur Landschaftsskulptur erweitert.

Von solch einer "pädagogischen" oder inhaltsschwangeren Kunst hat Gabriella Fekete inzwischen Abstand genommen. "Kunst bedeutet nicht etwas, Kunst ist etwas" , sagt ihr Kollege Peter-Michael Schiltsky, und diese Definition trifft auch auf die Arbeiten von Gabriella Fekete zu. Zugegeben: Der Betrachter hat es nicht leicht, er muss sich von dem Gedanken, interpretieren zu wollen, befreien, um den Zugang zu diesen rätselhaften Zeichen einer postindustriellen Gesellschaft zu finden.

In diesem vorhin zitierten Ausstellungskatalog heißt es, die Plastiken seien als" Verbindungsblöcke von Vergangenheit und Zukunft" zu verstehen, auf jeden Fall sind sie Antennen, ausgerichtet auf verschollene Kulturen und schlummernde Sehnsüchte. Sie sind Moment der Ruhe, des Anschauens und Nachdenkens.

Dr. Pauline Liesen